Chronik des SV Langenstein 1932 e.V.


Von den Anfängen bis zum ersten Erfolg

Der Sportverein Langenstein 1932 e.V. begeht in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Ein Anlass, der einen Blick in die Vergangenheit und Gegenwart wert ist.

Bereits vor dem Gründungsjahr 1932 wurde in Langenstein Sport getrieben. So kam es im Geiste von Turnvater Jahn bereits Ende des 19. Jahrhundert zu sportlichen Aktivitäten. Im Jahr 1895 kam es folgerichtig zur Gründung des Männer Turnvereins "Hermann".


Die Fahne des Männer-Turnvereins "Hermann" von 1895


Ihm folgte 1909 ein Radfahrclub, der bis 1931 existierte. Der Sport kam mit dem 1. Weltkrieg gänzlich zum erliegen. Erst 1922 wurde der Männer Turnverein neu gegründet. So wurde auf den Sälen der Gaststätten Schrader (Forsthaus) und Bornemann (Deutsches Haus) geturnt. Vier Jahre später wurde der 1. Langensteiner Reitverein gegründet - eine Tradition, die noch lange Bestand haben sollte.

Die immer größer werdende, weltumspannende Beliebtheit des Fußballspiels, ließ auch Langenstein nicht aus. Am 28.08.1932 war es dann soweit - der erste Fußballverein des Dorfes, der SV Langenstein v. 1932 e.V. wurde unter Leitung des ersten Vorsitzenden Paul Glöge gegründet. Zu diesem Zeitpunkt konnte der SVL allerdings noch keinen Spielplatz sein Eigen nennen. Gespielt wurde auf einem Gelände im Borntal, rechts hinter dem Bahnübergang in Richtung Wilhelmshöhe. Dieser in einer Senke liegende Platz war allerdings nicht befestigt, seine Abmessungen waren zu gering und es fehlte an fest installierten Toren. Nach zähen Verhandlungen konnte aber bereits ab dem 01.10.1932 vom damaligen Revierförster für die Dauer von 10 Jahren ein vier Morgen großes Gelände im Maiwinkel gepachtet werden. Auf diesem Platz läuft auch heut noch Woche für Woche der Ball. Vor dem Spaß hatte der Fußballgott allerdings den Schweiß gestellt. In mühevoller Kleinstarbeit wurde der Platz hergerichtet, so dass bereits 1933 der Spielbetrieb aufgenommen werden konnte.


Die erste Mannschaft des SV Langenstein von 1932


Trotz dieser Mühen war der Platz nur schwer bespielbar. Im Volksmund wurde er despektierlich Langensteiner Sandwüste genannt. Nach dem die Gemeinde das Spielfeld käuflich erworben hatte, sollte ein Sportplatz nach den damaligen Vorschriften des Reichssportverbandes hergestellt werden. Die bereits weit vorangetriebenen Planungen, konnten nicht mehr realisiert werden, da die Völker der Welt ihre Kräfte auf den Schlachtfeldern des zweiten Weltkrieges messen mussten. Wieder einmal erlahmte der Sportbetrieb gänzlich.



Der Verein im Wandel der neuen Zeit

Trotz des unendlichen Leids, die der Krieg mit sich brachte, trafen bereits im Sommer 1945 sportbegeisterte Langensteiner zusammen. Bereits in der Spielzeit 1945/46 konnte der SVL Fußballmeister des Kreises Wernigerode werden.


Urkunde zum Kreismeistertitel 1946


1948 gelang gar der Aufstieg in die Bezirksklasse. Im gleichen Jahr erfuhr der Verein eine weitere Neugründung unter Leitung des Vorsitzenden Walter Kirchewitz. Es bildeten sich die Sektionen Fußball, Schach, Tischtennis, Gymnastik/Turnen und Kegeln heraus.

Bereits Anfang 1949, im Zuge des Aufstiegs, wurde der Fußballplatz durch viele helfende Hände und mit tatkräftiger Unterstützung der ortsansässigen Baufirma Alwin Müller mit 180 t Kies und 350 t Schlacke instand gesetzt und am 05.06.1949 bei einem Spiel gegen Fortuna Wolmirstedt feierlich eingeweiht. Doch auch dieser neue Platz konnte nicht verhindern, dass die Fußballer des SVL bereits 1950 wieder absteigen musste. Mit dem Abstieg beendeten auch einige Langensteiner Urgewächse ihre Karriere bzw. wechselten den Verein.

Nicht zuletzt dies führte dazu, dass der SVL zu Beginn der 50er Jahren des letzten Jahrhunderts ein relativ kleiner Verein war, und er sich infolge der damals praktizierten Überleitung der Sportvereine in Betriebssportgemeinschaften 1951 mit der BSG Lok Blankenburg zusammen schloss, aber weiterhin als eigenständige Langensteiner Abteilung fortbestand.

Allerdings wehrte diese Ehe nur drei Jahre. Bereits 1954 bildete Langenstein unter dem Namen BSG Lok Langenstein und dem Vorsitzenden Kurt Ohlemann wieder einen eigenen Verein. Fußballerisch waren die 50er Jahre von Höhen und Tiefen geprägt, die allerdings 1959 mit dem erringen des Kreismeistertitels seinen doch noch krönenden Abschluss fanden. Exemplarisch für diese Meistermannschaft sei an Spieler wie G. Kasten, W. Heyer, D. Elster, K. Maul oder K. Schrader erinnert.

Neben dem Fußball machten aber zwei andere Sparten in den 50er Jahren auf sich aufmerksam. Der sich 1952 neu gegründete Reitverein konnte unter Federführung von Werner Mosel schnell an Mitgliedern gewinnen und bei Spring- und Dressurturnieren und Kutschfahrten vordere Plätze belegen.


In hohem Tempo gings beim Geländeritt durchs Dorf


Noch erfolgreicher stellte sich die 1948 gebildete Kegelabteilung. Die erste Herrenmannschaft um H.-G Brüser, Willi Wilsenack, O. Vetter, um nur einige zu nennen stieg sogar in die DDR-Liga-Bohle-Staffel 1 Nord auf. Leider konnte dieser schöne Sport nicht in die heutige Zeit transportiert werden.


Die erfolgreiche Kegler aus den 1950er Jahren


Eine weitere wichtige Zäsur des Vereins bildete das Jahr 1964. Aufgrund materieller Unterstützung des VEG als auch der LPG wurde der BSG Lok Langenstein wieder einmal unbenannt, diesmal in BSG Traktor Langenstein unter dem Vorsitz von Lehrer Otto Herzberg.



Der Verein sportlich auf der Erfolgsspur

Für den Bereich Fußball waren die 60er Jahre das enttäuschenste Jahrzehnt. Konnten zu Beginn dieser Dekade noch Mittelplätze eingefahren werden, löste sich 966 die Abteilung Fußball für drei lange Jahre die Abteilung Fußball auf.

Nur gut, dass während dieser trostlosen Fußballzeit die Reitsportler und Sportlerinnen weiter mit Erfolgen glänzen konnten. Auch die Leichtathletik unter Leitung des Vorsitzenden Otto Herzberg fand immer mehr Beachtung. So gelang dem Langensteiner Werner Becker 1969 gar der Sprung zum SC Magdeburg, mit dem er national und auch international insbesondere im Hürdensprint überragende Erfolge feiern konnte.

Ein, insbesondere für die Zukunft des Vereins, wichtiges Datum verbindet sich mit dem 05.11.1968. An diesem Tag gründete die sich um das Dorf in vielerlei Hinsicht verdient gemachte damalige Lehrerin Doris Schwalbe die Frauengymnastikgruppe innerhalb des Vereins. Neben den wöchentlichen Übungseinheiten wurden auch Sportabzeichen erbracht, auch das gesellige Zusammensein kam natürlich nicht zu kurz. Der SVL ist auch heute nach fast vier Jahrzehnten ohne diese Frauensportgruppe kaum denkbar. Ihr Engagement bei Veranstaltungen aller Art ist beispielgebend. Ohne dem Wert auf Vollständigkeit zu genügen, seien für die Verdienste innerhalb des Vereins A. Zander, R. Werkmeister, G. Schröder, U. Küstermann und nicht zuletzt die jetzige Leiterin U. Vetter genannt.


Die Frauensportgruppe - Aufnahme aus 2006


Ende der 1960er Jahre wurde im Zuge der Umprofilierung der Tuberkolose-Heistätte zu einem Rehabilitationszentrum für körperbehinderte Jugendliche im Langensteiner Schloss auch eine Abteilung Versehrtensport unter Führung von Hans Georg Tmmroth gegründet. Schon 1971 nahmen sechs Aktive an den DDR-Meisterschaften der Körperbehinderten teil und errangen acht Meistertitel. In den folgenden Jahrzehnten errangen Sportler, wie U. Stein, S. Wiebke, O. Albrecht oder auch J. Armbruster, um nur einige zu nennen, hunderte von Titeln in den Disziplinen Leichtathletik und Schwimmen.

Mit der Spielsaison 1969/70 nahm auch - endlich - wieder eine Fußballmannschaft am regulären Spielbetrieb teil. Zwar war der erreichte Tabellenplatz noch nicht erwähnenswert, doch wurde der Grundstein für ein Aufblühen dieser Sportart in den folgenden Jahrzehnten gelegt.

1970 konnte auch die Fertigstellung der Sporthalle gefeiert werden, die es den Fußballern ermöglichte ganzjährig zu trainieren. Auch fand die Frauensportgruppe nun bessere Möglichkeiten zur Ausübung ihres Sports vor. Nicht zuletzt der Bau der Sporthalle führte dazu, dass der BSG Traktor Langenstein Anfang der 70er Jahre auf knapp 200 Sportler verweisen konnte. Hierzu gehörten neben den bereits genannten Abteilungen auch die Sportarten Handball und Judo. Im Handball wurden sogar schöne Erfolge verbucht, wie beispielsweise ein Spartakiadesieg 1975. Letztlich musste der Handball aber doch der größeren Beliebtheit des Fußballs weichen, so dass er schon seit langem aus dem Verein verschwunden ist. Der Siegeszug des Fußballs war aber nicht mehr zu stoppen. Zählte man 1972 noch 34 Aktive wuchs diese Zahl bis zum Ende des Jahrzehnts auf 84 Mitglieder an. Neben zwei Männermannschaften gab es auch ein Alt-Herren-Team und 1977 konnte wieder eine Knaben- und Jugendmannschaft gemeldet werden. In der Saison 1978/79 konnten mit dem Zuwachs aktiver Spieler in der nun stärksten Sektion des Vereins mit dem 3. Platz der ersten und dem 2. Platz der zweiten Männermannschaft erste Früchte geerntet werden. Das wahre Fußballfieber sollte den Ort jedoch erst ein Jahr später erfassen.

Unter der Trainerlegende Manfred Bergfeld gelang in der Saison 1980/81 der Kreismeistertitel und gleichzeitige Aufstieg in die Bezirksklasse. Damalige Spieler wie K. Himpel, D. Harner, M. Quenstedt o. G. Paul sind auch heute im Verein noch feste Größen. In der Saison 1981/82 konnte die Leistung mit dem zweiten Platz hervorragend bestätigt werden.


Männermannschaft der Saison 1981/82 m. Trainer M. Bergfeld


Leider konnte dieses Leistungsniveau nicht lange gehalten werden, so dass 1983 der Abstieg hingenommen werden musste. In den nächsten Jahren konnte die erste Mannschaft weiterhin vordere Plätze in der Kreisklasse erzielen. In der 1987 neu gegründeten Kreisliga konnte1988 und 1989 der zweite und dritte Rang gefeiert werden. Ende der 1980er Jahre wurde auch der Spielplatz dank Unterstützung der Gemeinde, des VEG und der LPG saniert und 1990 mit Gras besät.

Neben dem Fußball kristallisierte sich in den 80er Jahren einmal mehr die Abteilung Reitsport heraus. Die Mitgliederzahl stieg Ende der 80er Jahre auf über 20 Mitglieder. A. Rasch u. C. Brüser konnten mehrere Turniersiege in der Dressur erreichen. S. Dannhauer u. S. Schmidt verbuchten Erfolge im Sulky-Fahren. Gerade der Reitsport aber musste mit der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten und den Folgen schmerzliche Erfahrungen machen.



Mit der Wende brach auch für den SVL eine neue Zeit an

Im Zuge der Einheit Deutschlands wurde der VEG als auch die LPG aufgelöst und der Verein verlor seinen Namen BSG Traktor Langenstein. Bereits am 12.09.1990 wurde der Verein unter seiner ursprünglichen Bezeichnung Sportverein Langenstein 1932 e.V beim damaligen Kreisgericht Halberstadt registriert.

Leider hatte die Auflösung des VEG zur Folge, dass die Reitpferde verkauft werden mussten und damit das Aus für den Reitstützpunkt Böhnshausen und somit die Sektion Reitsport nicht mehr fortgeführt werden konnte. Auch der sehr erfolgreiche Behindertensport musste aufgrund der Schließung des REHA-Zentrum aufgelöst werden.

In der Folgezeit konzentrierte sich der Sportbetrieb auf die Bereiche Fußball und Frauensport.

Anfang 1990er Jahre begann auch die sportliche Karriere des berühmtesten Sohnes des Vereins - Maik Franz. Vom SVL, über Germania Halberstadt, den 1. FC Magdeburg gelang ihm der Sprung die Fußballbundesliga zum Vfl Wolfsburg und jetzt zum Karlsruher SC. Auch heut noch ist er mit dem SVL eng verbunden und ein gern gesehener Gast.


Maik Franz - berühmtester Sohn des Vereins

Bei den Fußballern konnte die zweite Männermannschaft in der Saison 1990/91 den Staffelsieg in der 2. Kreisklasse bejubeln, die erste Mannschaft konnte den 4. Platz erkämpfen. Noch erfolgreicher war die von G. Voigt und M. Büchner trainierte C-Jugend-Auswahl, die neben der Vizemeisterschaft auch noch den Kreispokal nach Langenstein bringen konnten. Zum 60-jährigen Jubiläum des Vereins stand die erste Mannschaft unter Trainer B. Knobbe bis zum letzten Spieltag auf dem ersten Platz, musste dann aber im letzten Spiel doch noch den Meisterpokal durch eine Niederlage in Sargstedt aus den Händen geben.

In der Saison 1994/95 war es dann soweit: Die Elf unter Trainer B. Knobbe konnten den Kreismeistertitel feiern.

Das nächste Highlight war dann 1998 die Eröffnung des tollen Sportlerheims, das neben Umkleidekabinen auch zwei Kegelbahnen sowie einen großen Saal ausweist. In diesem Zusammenhang sei auch die von vielen Sportlern erbrachten Arbeitsstunden erinnert, ohne die dieses Projekt nie realisiert worden wäre.


Das Sportlerheim des SV Langenstein 1932 e.V.


Nicht zuletzt durch gezielte Verstärkungen, konnte unter dem Vorsitzenden Wolfgang Baake und dem Trainer Michael Büchner im Jahr 2000 der lang ersehnte Kreismeistertitel bejubelt werden. Hierbei gelang es dem SVL vom ersten bis zum letzten Spieltag den ersten Platz zu verteidigen. Nach einem zweijährigen Gastspiel in der Landesklasse folgte aber wieder der Abstieg. Im Jahr 2001 machte der SVL dann Schlagzeilen, mit einem Spiel gegen ein Auswahl des Zentralen Aufnahmelagers für Asylbewerber aus Halberstadt. Anlass dieses Spiels war die Ermordung eines Schwarzafrikaners in Dessau. Der SVL setzte mit diesem Spiel ein Zeichen gegen Rassenhass und Fremdenfeindlichkeit. Die Einnahmen dieser sehr gut besuchten Partie spendete der SVL der Witwe des getöteten Dessauers.


Mit diesem Plakat warb der SVL 2000


Im Jahr 2005 startete der SVL eine Offensive, um noch mehr Bürger der Gemeinde für den Verein zu gewinnen. Mit der Gründung der Sektionen Nordic-Walking, Tischtennis und Volleyball wurde dieses Ziel auch erfolgreich umgesetzt.


Die 2005 neu gegründete Nordic-Walking sektion


Auch eine Frauenfußballmannschaft hatte sich bereits Ende 1990er Jahre gegründet und nimmt seitdem mit wechselndem Erfolg am Spielbetrieb teil.

Die Saison 2005/06 muss als die erfolgreichste des Vereins gewertet werden. Die A-Junioren konnten neben dem Kreispokal auch den Kreismeistertitel gewinnen. Die erste Männermannschaft unter Trainer Rainer Franz konnte mit über 100 Toren ein weiteres Mal die Kreismeisterschaft und den Aufstieg in die Landesklasse erspielen.


Die Meistermannschaft mit Trainer R. Franz 2006


Im dies jährigen Jubiläumsjahr musste die erste Mannschaft bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt bangen, konnte aber mit einem Last-Minute-Tor durch Marco Stachowiak die Liga doch noch halten.

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass der SV Langenstein auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken kann. Mit über 230 Mitgliedern ist der SVL heute der größte Verein des Dorfes und beteiligt sich beispielsweise bei der Ausrichtung des jährlichen Osterfeuers auch am gesellschaftlichen Leben.

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